Webseiten barrierefrei zu gestalten bedeutet, digitale Inhalte für alle Menschen zugänglich zu machen - unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen. Genau darum geht es in diesem Beitrag. Du erfährst, was Barrierefreiheit im Web wirklich bedeutet, warum sie für dich als Marketingentscheider unverzichtbar ist – und wie du deine eigene Seite Schritt
Webseiten barrierefrei zu gestalten bedeutet, digitale Inhalte für alle Menschen zugänglich zu machen - unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen.
Genau darum geht es in diesem Beitrag. Du erfährst, was Barrierefreiheit im Web wirklich bedeutet, warum sie für dich als Marketingentscheider unverzichtbar ist – und wie du deine eigene Seite Schritt für Schritt barrierefrei machst. Dabei teile ich nicht nur Best Practices aus meiner Beratungspraxis, sondern auch persönliche Insights, wie Barrierefreiheit dein Business nachhaltig stärkt – rechtlich, wirtschaftlich und menschlich.
Barrierefreiheit im Web bedeutet, dass deine Website so gestaltet ist, dass alle Menschen sie nutzen können - unabhängig davon, ob sie sehen, hören, tippen oder komplexe Inhalte erfassen können. Es geht nicht nur um Rollstuhlrampen in der analogen Welt, sondern um digitale Teilhabe für alle.
In der Praxis unterscheidet man zwischen technischer Barrierefreiheit (z. B. Code-Struktur, semantisches HTML, Tastaturbedienbarkeit) und inhaltlicher Barrierefreiheit (z. B. einfache Sprache, klare Struktur, verständliche Formulierungen).
Die Zielgruppen sind dabei deutlich vielfältiger, als man oft denkt:
Barrieren können sich dabei durch kleine Dinge ergeben: fehlende Bildbeschreibungen, komplexe Navigation, schlecht kontrastierte Texte oder nicht sprechende Buttons wie „hier klicken“.
Und hier wird es spannend: Barrierefreiheit ist kein Extra - sie ist die Grundlage für ein inklusives, modernes Web. Und du wirst gleich sehen, dass sie sich sogar wirtschaftlich für dich auszahlt.
Barrierefreiheit wird oft als rein soziales Thema betrachtet – dabei ist sie längst ein echter Business Case. Und sie betrifft dich als Marketingentscheider direkter, als du vielleicht denkst.
Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) und der BITV 2.0 gelten klare Vorgaben für digitale Barrierefreiheit - insbesondere ab 2025. Öffentliche Stellen sind schon länger verpflichtet. Doch auch private Unternehmen müssen bald liefern, vor allem im E-Commerce und bei digitalen Dienstleistungen.
Ignorierst du das Thema, riskierst du nicht nur Bußgelder, sondern auch Imageschäden. Und ganz ehrlich: Inklusive Markenkommunikation ist heute kein Nice-to-have mehr – sie ist Standard.
Barrierefreiheit sorgt für eine sauber strukturierte Website. Genau das lieben nicht nur Nutzer:innen, sondern auch Google. Semantisch korrekter Code, sinnvolle Überschriftenhierarchie, Alternativtexte für Bilder - das sind alles SEO-Signale.
Auch aus UX-Sicht profitierst du:
Und damit kommen wir zur Conversion: Nutzer:innen, die sich problemlos durch deine Seite navigieren können, bleiben länger, verstehen dein Angebot besser - und konvertieren eher.
Barrierefreiheit zeigt, dass du als Marke Verantwortung übernimmst. Gerade im B2B wird das immer wichtiger. Viele deiner Kunden achten heute auf Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusion - auch bei ihren Partnern.
Wenn du dich hier ehrlich und konsequent positionierst, hebst du dich positiv vom Wettbewerb ab. Du stärkst nicht nur dein Image, sondern auch dein Employer Branding - denn junge Talente erwarten genau solche Werte.
Problem: Text auf zu hellem Hintergrund oder bunte Buttons mit kaum lesbarer Schrift - das ist für viele Menschen schwer bis gar nicht lesbar.
Lösung: Achte auf einen Kontrastwert von mindestens 4,5:1 für normalen Text (WCAG-Richtlinie). Tools wie WebAIM Contrast Checker helfen dir bei der Prüfung.
Problem: Wer keine Maus nutzen kann, ist auf Tastaturbedienung angewiesen. Wenn deine Navigation, Formulare oder Buttons das nicht unterstützen, ist die Seite quasi unbenutzbar.
Lösung: Stelle sicher, dass alle interaktiven Elemente per „Tab“-Taste erreichbar sind - und visuell kenntlich gemacht wird, welches Element aktiv ist (Fokus-Indikator).
Problem: Ohne Untertitel können Menschen mit Hörbeeinträchtigungen dem Inhalt nicht folgen. Auch in lauten Umgebungen (z. B. U-Bahn) sind Videos so kaum nutzbar.
Lösung: Binde standardmäßig Untertitel ein - am besten nicht automatisch generiert, sondern redaktionell geprüft. Optional: Vollständiges Transkript anbieten.
Problem: Viele PDFs sind einfach „digitale Bilder“ - für Screenreader völlig nutzlos.
Lösung: Exportiere PDFs immer „barrierefrei“, mit Tags, Lesereihenfolge, Überschriften. Adobe Acrobat bietet hier konkrete Optionen. Oder du ziehst barrierefreie HTML-Alternativen vor.
Problem: Wenn Formularfelder keine sichtbaren Labels oder Hinweise bei Fehlern haben, wird das Ausfüllen zum Ratespiel - besonders für Screenreader-Nutzer:innen.
Lösung: Jedes Feld braucht ein klar zugeordnetes Label (z. B. „E-Mail-Adresse“), idealerweise oberhalb des Felds. Fehlerhinweise sollten direkt am Feld erscheinen, nicht nur oben auf der Seite.
Problem: Ohne logische Überschriftenhierarchie und klare Layoutstruktur wird deine Seite schnell unübersichtlich.
Lösung: Nutze HTML-Überschriften korrekt (H1, H2, H3...) und halte die Struktur konsequent ein. Auch optisch hilft eine klare Aufteilung, mit genug Weißraum, sinnvollen Absätzen und gut lesbarer Schriftgröße.
Jede dieser Barrieren kannst du gezielt angehen und schon mit wenigen Verbesserungen erzielst du eine deutlich inklusivere User Experience.
Barrierefreiheit kannst du nicht „fühlen“ - du musst sie testen. Und zwar strukturiert, mit den richtigen Tools und Methoden. Hier zeige ich dir, wie du dabei am besten vorgehst.
Automatisierte Prüf-Tools sind ein guter Einstieg. Sie erkennen viele technische Probleme, z. B. fehlende Alt-Texte, fehlerhafte Überschriftenhierarchien oder mangelhafte Kontraste.
Manche Barrieren fallen erst bei echter Interaktion auf. Deshalb solltest du zusätzlich manuell testen – z. B. so:
Wenn du systematisch vorgehen willst, dokumentiere die gefundenen Probleme in einer Checkliste. Priorisiere sie nach Schweregrad:
So bekommst du nicht nur ein Gefühl für den Status Quo, sondern auch eine klare Roadmap, was du wann angehen solltest.
Du musst kein Barrierefreiheits-Profi sein, um Fortschritte zu erzielen. Entscheidend ist: Anfangen – mit System. Hier zeige ich dir, wie du in fünf pragmatischen Schritten loslegst.
Bevor du irgendwas anpasst, prüfe, wo du überhaupt stehst:
Nutze dafür die Tools aus dem letzten Abschnitt und dokumentiere die Ergebnisse. Gerade beim ersten Check wirst du viele Quick Wins finden.
Barrierefreiheit ist keine One-Man-Show. Du brauchst:
Wenn du intern nicht alles abdecken kannst: Hol dir externe Hilfe. Gerade für den Einstieg kann eine spezialisierte Agentur oder eine Barrierefreiheitsberatung den Prozess enorm beschleunigen.
Fang nicht gleich an, deine ganze Seite umzubauen. Geh schrittweise vor – und beginne mit den Dingen, die schnell Wirkung zeigen:
Das ist nicht nur effizient – du bekommst auch schneller Feedback und Erfolgserlebnisse.
Einige Maßnahmen sind aufwendiger, z. B.:
Das geht nicht alles auf einmal. Aber mit einem klaren Plan kannst du Prioritäten setzen – und parallel neue Inhalte gleich barrierefrei gestalten. So wächst deine Website nachhaltig in Richtung Inklusion.
Barrierefreiheit ist kein Projekt mit Enddatum. Technik, Design und Inhalte ändern sich laufend – also muss auch die Barrierefreiheit regelmäßig überprüft und nachjustiert werden.
Mein Tipp: Integriere Barrierefreiheit in deinen Content- und Designprozess. Erstelle Checklisten für Redakteur:innen und Entwickler:innen, schule dein Team und mache regelmäßige Tests zur Routine.
Das Ziel: Barrierefreiheit wird zum Standard – nicht zur Ausnahme.
Barrierefreiheit ist weit mehr als ein „gesetzliches Muss“. Sie ist ein Statement. Eine Entscheidung, wirklich alle Menschen zu erreichen. Und für dich als Marketingverantwortlichen ist sie eine konkrete Wachstumschance.
Denn mal ehrlich: Warum solltest du einen Teil deiner Zielgruppe ausschließen – wenn du mit wenigen Anpassungen deine Reichweite, deine Conversion und deine Marke gleichzeitig stärken kannst?
Ja, der Einstieg erfordert etwas Aufmerksamkeit und Koordination. Aber der Effekt ist gewaltig:
Mein Rat: Geh es jetzt an. Nicht in sechs Monaten. Nicht erst, wenn die Deadline aus Brüssel näher rückt. Starte mit einem Audit. Mach erste Quick Wins. Und entwickle eine klare Barrierefreiheits-Strategie für dein Team.
Denn jede nicht barrierefreie Website sagt ungewollt: „Diese Menschen sind uns egal.“ Und das kann sich heute kein Unternehmen mehr leisten – weder wirtschaftlich noch menschlich.
Über den Autor:
Belal Kayumi ist ausgewiesener Experte für Online-Marketing mit über 8 Jahren Berufserfahrung in den Bereichen Performance Marketing, Funnel-Strategien und KI-gestützte Marketingprozesse. Als Senior Marketer bei einer führenden KI-Beratungsagentur verantwortet er die komplette Marketing- und Vertriebsstrategie - von der Positionierung bis zur Leadgenerierung.
Neben seiner Tätigkeit als Marketer ist er Dozent für Digital Marketing an der Leibniz-Fachhochschule in Hannover und bildet regelmäßig Studierende sowie Unternehmen im Bereich moderner Marketingmethoden weiter. Seine Expertise basiert auf praktischer Erfahrung mit mehr als 100 Kampagnen für KMUs und Konzerne - von der strategischen Beratung bis zur operativen Umsetzung.
Mit seinem Blog vermittelt Belal fundiertes Wissen, erprobte Frameworks und aktuelle Entwicklungen aus der Welt des digitalen Marketings - praxisnah, verständlich und immer am Puls der Zeit.
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